Harzhorn - römisch-germanisches Schlachtfeld

Harzhorn - römisch-germanisches Schlachtfeld

Römisches Schlachtfeld in der Gemeinde Kalefeld entdeckt!

Offenbar versteckten sich die Römer nach ihrer Niederlage im Jahr 9 doch nicht hinter dem Limes. Niedersachsen bejubelt den Fund eines neuen Schlachtfelds.

Römer kämpften am westlichen Harzrand und zwar deutlich nach der Varusschlacht im Jahr 9 nach Christus. Darauf deuten Waffenfunde auf einem ausgedehnten Schlachtfeld bei Kalefeld hin, die Wissenschaftler der Öffentlichkeit präsentierten. Nach bisherigem Kenntnisstand fand das Gefecht zwischen dem ausgehenden zweiten und der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus statt. Experten glauben, dass ein Heer von etwa 1000 römischen Legionären auf damals germanischem Boden siegreich war.

"Historische Quellen erscheinen jetzt in neuem Licht", sagte Henning Haßmann vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Nach diesen Quellen haben die Römer trotz ihrer Niederlagen in und nach der Varusschlacht immer wieder Feldzüge in das germanische "Barbaricum" unternommen. Kaiser Maximus Thrax soll im Jahr 235 nach Christus ein zum Teil aus orientalischen Einheiten bestehendes Heer mehrere Hundert Kilometer ins Feindesland geführt haben. Mangels archäologischer Funde verlagerten Historiker dieses Ereignis in die Nähe der römischen Außengrenzen, da ein solcher Vorstoß unwahrscheinlich schien.

600 historische Objekte ausgegraben

Das historische Schlachtfeld liegt am Harzhorn, an der Spitze eines kilometerlangen, bewaldeten Höhenzuges, der auf den Westrand des Harzes zuläuft. 600 Fundstücke gruben Archäologen auf dem 1,5 Kilometer langen und 500 Meter breiten Gelände aus. Darunter sind Münzen, aber auch Pfeilspitzen, Katapultbolzen, Sandalennägel, Pferde- und Wagengeschirr sowie eine römische Pionieraxt. Inzwischen sei das Gelände mit Metallsonden systematisch abgesucht worden, sagte Kreisarchäologin Petra Lönne. Ausgrabungen im kommenden Jahr sollten feststellen, wer als Sieger aus der Schlacht hervorging.

Wegen der vielen gut erhaltenen Fundstücke geht Günther Moosbauer, Althistoriker von der Universität Osnabrück davon aus, dass die Römer das Gefecht gewonnen haben. Eine abgegriffene Münze aus der Zeit des Kaisers Commodus (180 bis 192) und ein datierbares Messerfutteral sprächen neben anderen Indizien dafür, dass die Schlacht im dritten Jahrhundert stattgefunden hat.

 Auftakt zu großflächig angelegten Grabungen am Harzhorn

Etwa acht Wochen lang arbeiten 20 Studentinnen und Stu­den­ten von der Freien Uni­versität Berlin jetzt vor Ort, um dem römisch-ger­ma­nischen Schlachtfeld auf dem "Harzhorn" in Kalefeld-Oldenrode wei­tere Geheimnisse zu ent­locken.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Meyer und seinem wissenschaft­lichen Assistenten, Dr. Hans-Jörg Nüsse, legen die Studenten in den nächsten Wochen insgesamt vier so genannte Gelände­schnitte an. Nachdem bisher schon etwa 1.000 Fundstücke am Harz­horn zu Tage gefördert wurden, hoffen die Experten durch die neuerlichen Ausgrabungen weitere Mosaiksteine zur Klärung der Frage zu erhalten, was sich auf dem Harz­horn vor etwa 1.750 Jahren abgespielt hat.

"Wir erhoffen uns von den Grabungen insbesondere auch eine Antworten auf die Frage wie es möglich sein konnte, hier vor Ort eine Fundplatz über die Jahrhunderte überhaupt so gut zu erhaltenen", so der ausgewiesene Germanen­ex­per­te Prof. Dr. Meyer.

Erstmals werden die Grabungen auch von einem Team von Geophysikern begleitet, die das Gelände mit einem Magneto­meter untersuchen.

"Durch die geomagnetische Prospektion erhoffen wir uns Erkenntnisse zu Beschaffen­heit des Unter­grundes", so Dr. Petra Lönne. Nach den Worten der Kreisarchäologin lassen sich mit dem Mag­neto&hymeter alle Eingriffe in den Boden die in früherer Zeit getätigt wurden, wie beispielsweise das Ausheben von Pfostenlöchern, noch heute feststellen.

Den weitesten Weg nach Kalefeld-Oldenrode dürfte dabei wohl Aimee Miles aus Kalifornien zurückgelegt ha­ben. Sie hatte im vergangenen Jahr durch die Bericht­er­stat­tung von CNN in den USA von der Fundstelle erfahren und unterstützt nun aktiv die Ausgrabungsarbeiten am Harzhorn.